Missbrauch und die schwierige Aufklärung
Datum: Montag, 25. April 2011 um 00:14
Thema: Probleme & Lösungen der Gesellschaft


In den letzten Wochen erreichte die Leser und Hörer von Nachrichten eine gewisse Flut von Informationen über Missbrauchs- und Mordfälle, deren Aufklärung sich teilweise sogar länger als 10 Jahre hingezogen haben. Sehr präsent in den Medien war der Fall „Dennis“. Der Täter wurde endlich geschnappt, als ihm in Berlin ein neunjähriger Junge zugeführt werden sollte. Auf sein Konto gehen weitere Morde, aber auch Drohungen, weitere Missbrauchshandlungen wie zum Beispiel minutenlanges über den Bauch streicheln. Möglicherweise können auch schwerste Straftaten in Belgien und in Frankreich mit ihm verknüpft werden.

Warum zögert sich die Aufklärung vieler Straftaten so weit hinaus? Viele Übergriffe kommen nie zur Sprache. Der Täter kennt die Schwächen seiner Opfer ganz genau, aber auch die eines Systems. Auf den Mörder von Dennis trifft es zu: der Täter war im Bereich Kinder- und Jugendarbeit tätig. Das ist nicht die Regel, aber auch nicht selten. Er ist aktuell in der Erwachsenenarbeit tätig gewesen. Warum jemand in die Erwachsenenarbeit eingestiegen ist, sei nicht dahingestellt, denn es ist auch nicht unüblich, eine Person, die in der Kinder- und Jugendarbeit tätig gewesen ist und auffällig wurde, in die Erwachsenenarbeit zu versetzen. Anstatt also Übergriffen nachzugehen und möglicherweise die Polizei einzuschalten, wird möglicherweise probiert, diese Ungereimtheiten intern zu regeln, um nicht ein großes Aufsehen zu erregen.

Akten und Vermerke geraten gerne mal in Vergessenheit, Zuständigkeiten und damit verbunden fehlender Austausch kann zur Unübersichtlichkeit und zur Tatenlosigkeit staatlicher Einrichtungen führen. Verteilte Puzzlesteine verhindern dann den gezielten Eingriff. Erst wenn der entscheidende Stein gefunden ist, wird das Zusammenfügen der einzelnen Steine mit einem Mal möglich. Im oben genannten Fall ruhte die Polizei und die Arbeit unter Hochdruck führte zum erfolgreichen Zugriff, deckt aber auch Vernetzungen unterschiedlicher Form auf. Offensichtlich wirkt sich dieser Zugriff auf die Aufklärung von Fällen in Belgien und Frankreich aus, Länder, die in den vergangenen Jahren ebenfalls in der internationalen Presse wegen schwersten Missbrauchsfällen in die Schlagzeilen geraten sind.

Offen sichtbar wird, dass die Zusammenarbeit von Behörden gute Koordination bedarf, aber auch, dass die internationale Zusammenarbeit in der Bekämpfung von Straftaten intensiviert werden muss. Nicht zuletzt fehlt es an Mitarbeitern, die gerade in diesem Bereich eingesetzt werden. Die Arbeit ist ungleich schwerer und kann den befassten Personen durchaus psychisch zusetzen.

In vielen Fällen reden Opfer erst nach langer Zeit oder vielleicht sogar nie. Wie kann ermöglicht werden, dass Opfer bereiter werden zu reden, aber auch sich zu wehren? Beispielsweise bietet die Polizei Kurse für Schulkinder an, wie sie sich wehren oder verhalten können, wenn sie mit Gewalt konfrontiert werden. Kurse gibt es freilich auch für Erwachsene. Wie viele Prozent der Kinder und der Erwachsenen besuchen einen solchen Kurs? Natürlich ist diese Frage rhetorisch: es sind zu wenige Prozent. Eine Strategie in der Bekämpfung muss doppelseitig sein, breite Stärkung der potentiellen Opfer, Einengung potentieller Täter. Nicht zuletzt darf das Strafmaß ein gehöriges sein. Leider können Täter insbesondere bei Übergriffen auf Kinder auf die Verjährung setzen.





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