Siegessäule für Herrn Obama
Datum: Montag, 21. Juli 2008 um 00:17
Thema: Weltpolitik


Die Entscheidung war sehr richtig.

Das Phänomen der Hoffnung, dass sich mit einem neuen Präsidenten der USA vieles ändert, scheint ein weltweites zu sein. Mit Herrn Obama als Kandidat potentiert sich offenbar diese Hoffnung. Macht ein Mann tatsächlich so viel aus und sein Gesicht ihn zum ehrlichen Menschen? Bekommt er aus psychologischen Gründen einen Bonus, da er den Irakkrieg nicht unterstützt hat und kein Republikaner ist? Der Präsidentschaftsanwärter wollte am Brandenburger Tor eine Rede geben, die sich mit Kennedys berühmter Rede vergleichen könnte. Er sucht die Sympathie und die Zustimmung und macht seinen Wahlkampf international. Die Idee, dass man sich für das Brandenburger Tor jedoch bewähren muss, ist keine schlechte.

Würde er denn weiterhin enthusiastisch begrüßt werden, wenn er von "Good Old Europe" mehr Engagement in Afghanistan einforderte? Wir Deutschen waren doch so kritisch, als Struck uns erklärte, dass Deutschland am Hindukusch verteidigt werde. Obama hat in seinem Machtpoker um das Präsidentenamt vielleicht zu schnell Karten ausgespielt, als er einen konkreten Zeitplan für den Abzug der Truppen aus dem Irak präsentiert hat. Die Situation im Irak ist auf dem Weg der Besserung, aber was heißt das schon: sie ist immer noch desaströs. Obama will also aufräumen und, wie neuerdings sogar der Jetzt-Präsident Bush, den Aufforderungen der irakischen Regierung nachkommen. Hoffentlich ist seine internationale Politik weitsichtiger als die seines Vorgängers. Ein "für oder gegen uns" dürfte es wohl unter ihm nicht geben.

Eigentlich hätte Obama sehr viel zu meistern, wenn er Präsident wird. Da sind die schwierigen Beziehungen mit Russland, weil die USA auf ein Raketenabwehrschild bestehen, das Russland zur Weißglut treibt. Und mit Obama wird auf einmal alles anders? Die USA bleiben die USA. Der Iran bewegt sich noch in der Schurkenecke. Hier kennen wir die Position des Amtsanwärters: er ist bereit zu sehr starken Mitteln zu greifen, sollte Iran seine Aggressionen im Nahen Osten auslassen. Wird Obama sonst den diplomatischen Weg suchen?

Und innenpolitisch gäbe es viele Herausforderungen für Obama: das Gesundheitssystem, die Immobilienkrise, Überschuldung des Staates, überfüllte Gefängnisse, um nur einige zu nennen. Wie würde er mit diesen Herausforderungen umgehen? Vielleicht sollte er sich erst einmal ein paar Sympathiepunkte im Präsidentenamt erarbeiten, um dann an hochkarätigen historischen Stätten sympathische Reden halten zu dürfen. Die Siegessäule hat das Brandenburger Tor im Hintergrund. Und das ist auch für ihn eine schöne Aussicht. Seine Leistungen könnten ihn in Zukunft ein paar hundert Meter weiterbringen. Aber die würden wir, sofern er Präsident wird, auch gerne sehen.





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