China: große Mächte werden auch groß kritisiert
Datum: Freitag, 18. April 2008 um 00:49
Thema: Weltpolitik


Die Olympiade auszutragen bringt einiges mit sich. China wollte die Effekte der Sommerspiele für sich verbuchen. Sie bringen jedoch mehr mit sich. Sie lassen Kontroversen aufflammen. Und ist erst einmal die Kamera auf den ausrichtenden Akteur gerichtet, werden eben unbequeme Fakten nicht übersehen.

Wie will China die Berichterstattung im Hochsommer der Olympiade lenken? Wird die Exekutive in Zusammenarbeit mit Chinas Medien weiterhin die Rolle der westlichen Medien verzerren wollen? Eine Olympiade hat eigentlich neben aller sportlichen Superlative noch die Funktion des internationalen Austauschs und die Förderung der Gemeinschaft. Was Staatsmänner nicht schaffen, ist auf sportlichen Terrain durchaus möglich. China muss sich Gedanken machen, wenn es die Spiele noch irgendwie mit einem Spritzer Würde austragen will. Fackelbegleitende Schlägertruppen, die in Australien zu Recht gemaßregelt würden, zeugen nicht gerade von Würde.

Die Situation in Tibet darf nicht zu einseitig gesehen werden. China macht sich nicht dadurch glaubwürdiger, wenn es nach eigenem Gutdünken einen Dalai Lama propagiert und lediglich mit Gewalt in Tibet vorgeht und dazu die Region hermetisch abriegelt. Ein Dalai Lama macht sich allerdings auch nicht glaubwürdig, wenn er von einem "kulturellen Völkermord" spricht. Längst sind politische Kräfte in Tibet am Werk, die nicht den Worten des Dalai Lama folgen und Gewalt zum Mittel nehmen.

China, wohl der mächtigste aufstrebende Staat, muss sich nun gefallen lassen, aus aller Welt Kritik zu hören. Ja, es darf aus der Kritik sogar Lehren ziehen und noch mehr: möglicherweise Kurskorrekturen vornehmen.

Aber stattdessen setzt China noch eine Nummer oben drauf. Tonnenweise Waffen liegen in Südafrika am Hafen - eine Lieferung Chinas an Zimbabwe. Eigentlich ist die Nummer sogar eine alte: seit Jahrzehnten darf sich Mugabe an Lieferungen aus dem mittlwerweile nicht mehr ganz so roten China erfreuen. Und jetzt, da sein Amt auf Grund wahrscheinlich verlorener Wahl auf Kippe steht, kommt die Waffenlieferung gerade recht. Die Afrikanische Union wäre gut bestellt, den Transit der Waffen über Land nicht zuzulassen. Ein Land wie Zimbabwe muss seinen Auflagen als Mitglied nachkommen, dazu gehört auch die Durchführung von fairen Wahlen und damit die Ermöglichung einer fairen Legitimation der Regierung.

Und nach Zimbabwe liefert also China, mal wieder. China entwickelt sich. Schönheitskorrekturen sind zwar en masse nötig, man denke nur an die Millionen von Wanderarbeitern. Aber einem Diktator Mittel bereitzustellen, der nebst allen Menschenrechtsverletzungen und politischen Vergehen die Wirtschaft seines Landes tatsächlich gegen die Wand fährt, sollte doch auch den Vorstellungen Pekings nicht entsprechen. Fauxpas. Die nächste Kritikwelle möge kommen.





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