Schade, Nahost
Datum: Sonntag, 23. Juli 2006 um 12:33
Thema: Weltpolitik


Nun fallen die Bomben schon wieder. Gebeutelte Bevölkerung, geschürter Hass. Die Eskalation ist Zeichen davon, dass die Staaten in tiefen Misstrauen nebeneinander existieren.

Es war mal die Rede von Hoffnung für Frieden in Nahost. Nun geht es den Staaten um das blanke Überleben. Israel reagiert heftig in seiner Augapfelmentalität. Das dürfte nicht überraschen, könnte man meinen, denn erst Monate zuvor wurde aus dem Iran dem israelischen Staat das Existenzrecht streitig gemacht. Im Iran reibt man sich die Hände und hofft insgeheim auf mehr Eskalation. Frieden in Nahost? Dann dürfte Israel ja weiterexistieren! In dieser anarchischen Situation in Nahost nehmen sich die Staaten als ständige Bedrohung wahr. Einen Wandel durch Annäherung setzen die gesellschaftspolitische Akteure innerhalb der Staaten immer wieder Steine in den Weg. Die Blogger machen es vor: sie diskutieren über die Situation und man kann sogar lesen, dass von Schuldzuweisungen Abstand genommen wird. Sie hoffen, dass der Horror auf beiden Seiten schnell vorüber sein wird und möglichst wenig Menschen zu Schaden kommen. Werden es die Staaten und ihre Vertreter ihnen bald gleichtun? Leider sind die Raketen der Hisbollah und des israelischen Heeres lauter als jede transnationale schriftliche Interaktion im Internet.

Auch in Gaza wird nun verstärkt gekämpft. Als wäre man der Bevölkerung nicht verantwortlich. Dass eine Entführung von zwei Soldaten so schnell zu einer solchen Eskalation führen würde, hat auf der Erdkugel niemand gedacht. Die Frage wird natürlich gestellt: war es klug, so heftig zu reagieren? Die USA unterstützen Israel nun tatkräftig mit Präzisionsbomben. Damit ist ein Eingreifen der UN mit einer Friedenstruppe in etwas weitere Ferne gerückt. Warum drängte die USA nicht darauf, auf den Wegen des Roadmap zurückzukehren? Sie hält sich diplomatisch raus. Außenminister Steinmeier probiert sich nun in Reisediplomatie und wir wünschen ihm viel und schnellen Erfolg. Denn während den Gesprächen in Israel und im Libanon werden Bomben weiterhin zahlreich fallen.

Ohne Annäherung und Kooperation wird kein dauerhafter Frieden möglich sein. Gemeinsame Pflichten und gemeinsame Aufgaben müssen die Staaten am Verhandlungstisch aushandeln und das Totschlagargument eines Nichtexistenzrechts Israels endgültig vom Tisch fegen: mit dieser Haltung gehört der Iran isoliert. Ein friedliches Nebeneinander ist möglich, auch wenn die Kulturen noch so verschieden sein mögen. Notfalls müsse die Tugend der Toleranz gelernt werden. Ein ganz wichtiger Augenmerk gilt allerdings auch den Palästinensern. So kurz stand Palästina vor der Staatengründung und doch sorgte die Radikalität für ein unangenehmes Veto. Beruhigung wird die Devise sein. In Zukunft darf nicht nur auf die Abwesenheit von Krieg gesetzt werden, sondern auf ein Fundament für den Frieden. Los an den Verhandlungstisch!





Dieser Artikel kommt von mehr-demokratie-wagen.de
http://www.mehr-demokratie-wagen.de

Die URL für diesen Artikel ist:
http://www.mehr-demokratie-wagen.de/article.php?sid=207